Ohne große Überraschungen ist in Wien am Mittwoch der 46. Kongress des Europäischen Fußballverbands (UEFA) zu Ende gegangen. Neben Rekordeinnahmen im EM-Finanzjahr 2021 von 5,7 Milliarden Euro und der Ankündigung des Förderprogramms „HatTrick VI“ wurde die Tagung vor allem vom Ukraine-Krieg geprägt. UEFA-Boss Aleksander Ceferin betonte, dass die „Sache größer als alles andere“ sei. Wichtige Entscheidungen vor allem mit Blick auf die Champions-League-Reform waren schon am Dienstag gefallen.
Ceferin hob bei seiner Rede im Ausstellungs- und Kongresszentrum der Messe Wien nicht nur die Alternativlosigkeit von Sanktionen gegen russische Spieler und Clubs hervor. Der 54-jährige Slowene schlug inhaltlich auch den Bogen zu den – derzeit auf Eis liegenden – Super-League-Plänen einiger Großclubs. „Heutzutage ruhen die Pläne mancher Führer in Fußball und Politik auf einer Form von Sehnsucht nach vergangener Größe oder der Angst, von neuen Kräften überholt zu werden“, sagte Ceferin.
Der 54-Jährige, der „in einem geopolitischen Kontext, der an die dunkelste Zeit der europäischen und der Menschheitsgeschichte erinnert“, in der Messe Wien sprach, verteidigte nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine den Ausschluss russischer Clubs und Nationalteams aus allen Wettbewerben. Zwar sei der Fußball in diesem Fall „zweifellos der Verlierer. (…) Es mag als gefährlicher Präzedenzfall angesehen werden, aber in diesem Fall ist die Sache größer als alles andere“, sagte Ceferin.
UEFA-Kongress in Wien
Ausschluss von Russland nicht mehr undenkbar
„Größer als die Karrieren einiger hundert Fußballer und die Tradition der sportlichen Neutralität, die 2022 im Krieg nicht mehr zu halten ist.“ Ein kommender Ausschluss des russischen Verbandes RFU sei nicht undenkbar. „Ich würde nichts ausschließen, aber ich würde auch nicht sagen, dass es in Zukunft passieren wird“, sagte Ceferin. Dem Kongress zugeschaltet war auch Andrej Pawelko. Der Präsident des ukrainischen Verbandes stand unmittelbar vor einem Bombenkrater und trug eine Schutzweste, als er sich live aus einem zerstörten Stadion in Tschernihiw meldete, immer wieder gab es Tonprobleme. „Die ukrainische Fußballgemeinschaft rettet Menschenleben, rettet das Leben von Kindern“, übermittelte der 46-Jährige an die Delegierten.
Sanktionen sind nach wie vor auch gegen jene Großclubs denkbar, die im Vorjahr mit dem Projekt einer geschlossenen Super-League vorgeprescht waren. Die meisten Clubs hatten sich freilich angesichts schwerer Kritik schnell davon zurückgezogen. Nur Real Madrid, der FC Barcelona und Juventus Turin verfolgen die Pläne offiziell noch, um die es aber in letzter Zeit sehr still geworden ist. „Dieses Projekt ist für immer oder zumindest für die nächsten 20 Jahre vorbei“, stellte Ceferin klar. Unterstützung hatte er schon vor Kongressbeginn durch EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas bekommen. „Europas Fußball muss offen bleiben, auf sportlichen Verdiensten basieren und den Interessen der gesamten Gesellschaft dienen, nicht dem Profit einiger weniger“, sagte der Grieche in einer Videobotschaft zum Kongressauftakt.
Auch kleinen Clubs große Bühne bieten
Ceferin sagte, dass es essenziell sei, dass „die Kleinen weiterhin gegen die Riesen spielen können und manchmal mit einem Sieg gegen sie für weltweites Aufsehen sorgen. Das macht Fußball zum schönen Spiel“, sagte Ceferin. „Die Führer im Fußball müssen vorsichtig sein, nicht die Hand zu beißen, die sie füttert. Wenn ihre Forderungen zu weit gehen, riskieren sie, den sozialen Kontrakt zu zerstören, auf dem unser Sport basiert.“
Dem gegenüber stellte er u. a. die kritisierte Einführung der Conference League, die „den Fußball lebt und atmet, den wir lieben und der uns an den Fußball der 1980er Jahre erinnert“. Man müsse diesbezüglich aber auch über größere Finalstadien nachdenken, räumte Ceferin ein. Bei seiner Premiere geht das ECL-Finale zwischen der AS Roma und Feyenoord Rotterdam am 25. Mai im Nationalstadion von Tirana über die Bühne, das nur 22.000 Zuschauer fasst. Der Finalort von 2023, die Eden-Arena in Prag, ist ähnlich dimensioniert.
Finanziell steht die UEFA auf sicheren Beinen, sie verzeichnete im EM-Finanzjahr 2020/21 Rekordeinnahmen. Dem am Mittwoch abgesegneten Finanzbericht zufolge flossen 5,7 Milliarden Euro in die Kassa. 2019/20 waren es rund drei Milliarden gewesen, im Jahr der EM 2016 rund 4,6 Milliarden Euro. Auf eine neuerliche Kandidatur beim Kongress im April 2023 in Lissabon wollte sich Ceferin vor den Vertretern der 55 Mitgliedsländer nicht festlegen. Er ist seit 2016 im Amt und wurde 2019 bestätigt. Seine Bereitschaft für drei weitere Jahre ab 2023 hatte er bereits bekundet – eine Kandidatur aber noch nicht angekündigt.
Umstrittene CL-Reform seit Dienstag auf Schiene
Die Entscheidung mit der meisten Tragweite war bereits am Dienstag im Rahmen des Exekutivkomiteesitzung gefallen. Die 2021 beschlossene CL-Reform wurde modifiziert: Zwei der vier zusätzlichen Startplätze gehen an die beiden im Jahr zuvor erfolgreichsten Nationalverbände, im ursprünglichen Modell sollten sie an Clubs vergeben werden, die in der Vergangenheit Erfolge im Europacup gefeiert hatten, sich in ihrer Liga aber nicht für die Champions League qualifiziert haben. Zudem wächst die Zahl der Gruppenspiele pro Team nur von sechs auf acht statt wie bisher geplant auf zehn.
Ähnliche Änderungen werden auch in der Europa League (acht Spiele in der Ligaphase) und der Europa Conference League (sechs Spiele) eingeführt. Zu verhandeln ist freilich noch, wie die gestiegenen Einnahmen verteilt werden. Die Befürchtungen der Fangruppen, dass der Abstand zwischen großen und kleinen Clubs weiter enorm wachsen wird, sind weiter riesig. „Wir müssen ein bisschen Luft holen, und dann starten wir diesen Prozess“, sagte UEFA-Wettbewerbsdirektor Giorgio Marchetti.
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Ukraine war shapes UEFA Congress in Vienna
The 46th Congress of the European Football Association (UEFA) ended in Vienna on Wednesday without any major surprises. In addition to record revenues of €5.7 billion in the 2021 European Championship financial year and the announcement of the “HatTrick VI” support program, the meeting was dominated by the Ukraine war. UEFA boss Aleksander Ceferin stressed that the “cause is bigger than anything else”. Important decisions, especially with regard to the Champions League reform, had already been made on Tuesday.
During his speech at the Messe Wien exhibition and congress center, Ceferin not only emphasized the lack of alternatives to sanctions against Russian players and clubs. In terms of content, the 54-year-old Slovenian also made a connection with the Super League plans – currently on hold – of some major clubs. “Nowadays, the plans of some leaders in soccer and politics rest on a form of longing for past greatness or fear of being overtaken by new forces,” Ceferin said.
The 54-year-old, speaking at Messe Wien “in a geopolitical context reminiscent of the darkest period in European and human history,” defended the exclusion of Russian clubs and national teams from all competitions following Russia’s attack on Ukraine. True, in this case “soccer is undoubtedly the loser. (…) It may be seen as a dangerous precedent, but in this case the cause is bigger than anything else,” Ceferin said.
Exclusion of Russia no longer unthinkable
“Bigger than the careers of a few hundred footballers and the tradition of sporting neutrality, which is impossible to maintain in 2022 war.” A coming exclusion of the Russian federation RFU is not unthinkable, he said. “I wouldn’t rule anything out, but I also wouldn’t say it will happen in the future,” Ceferin said. Also joining the congress was Andrei Pavelko. The president of the Ukrainian federation stood just outside a bomb crater and wore a protective vest as he reported live from a destroyed stadium in Chernihiv, repeatedly experiencing sound problems. “The Ukrainian soccer community is saving lives, saving the lives of children,” the 46-year-old conveyed to delegates.
Sanctions are also still conceivable against those major clubs that had rushed ahead last year with the project of a closed Super League. Most of the clubs, however, quickly withdrew from the project in the face of severe criticism. Only Real Madrid, FC Barcelona and Juventus Turin are still officially pursuing the plans, but it has become very quiet about them recently. “This project is over for good, or at least for the next 20 years,” Ceferin clarified. He had already received support before the start of the congress from EU Commission Vice-President Margaritis Schinas. “Europe’s soccer must remain open, based on sporting merit and serve the interests of society as a whole, not the profit of a few,” the Greek said in a video message at the start of the congress.
Aleksander Ceferin delivers speech to hall full of people
The impact of the Ukraine war took center stage at the UEFA Congress in Vienna
Giving small clubs big stage, too
Ceferin said it was essential that “the small ones can continue to play against the giants and sometimes cause a worldwide sensation by winning against them. That’s what makes soccer a beautiful game,” Ceferin said. “Leaders in soccer must be careful not to bite the hand that feeds them. If their demands go too far, they risk destroying the social contract on which our sport is based.”
He contrasted this with, among other things, the criticized introduction of the Conference League, which “lives and breathes the soccer we love and which reminds us of the soccer of the 1980s.” However, Ceferin conceded that larger final stadiums would have to be considered in this regard. In its premiere, the ECL final between AS Roma and Feyenoord Rotterdam will take place on May 25 at Tirana’s National Stadium, which holds just 22,000 spectators. The 2023 final venue, the Eden Arena in Prague, is of a similar size.
UEFA boss Ceferin has not yet laid his cards on the table for a new candidacy.
Financially, UEFA is on safe footing, posting record revenues in the 2020/21 European Championship financial year. According to the financial report approved on Wednesday, 5.7 billion euros flowed into the coffers. In 2019/20 it had been about three billion, in the year of the EM 2016 about 4.6 billion euros. Ceferin did not want to commit himself to a renewed candidacy at the Congress in April 2023 in Lisbon before the representatives of the 55 member countries. He has been in office since 2016 and was confirmed in 2019. He had already expressed his willingness for three more years from 2023 – but had not yet announced a candidacy.
Controversial CL reform on track since Tuesday
The decision with the most implications had already been made on Tuesday during the Executive Committee meeting. The CL reform decided in 2021 was modified: Two of the four additional starting places will go to the two national associations most successful the year before; in the original model, they were to be awarded to clubs that had celebrated success in the European Cup in the past but failed to qualify for the Champions League in their league. In addition, the number of group matches per team only increases from six to eight instead of ten as previously planned.
CL match ball
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Similar changes will also be introduced in the Europa League (eight matches in the league phase) and the Europa Conference League (six matches). Of course, how the increased revenue will be distributed is still up for negotiation. The fears of fan groups that the gap between big and small clubs will continue to grow enormously remain huge. “We need to catch our breath a bit, and then we will start this process,” said UEFA competition director Giorgio Marchetti.
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