DRUCK AUF ANLEIHEN (German/English)

EZB greift Italien unter die Arme

Die Europäische Zentralbank (EZB) will eine neue Krise der Euro-Zone frühzeitig verhindern und hat in einer Überraschungssitzung neue Maßnahmen beschlossen. Damit soll der Abverkauf insbesondere von Staatsanleihen von Italien gestoppt oder zumindest gebremst werden.

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Die Notenbank beschleunige die Arbeiten an einem neuen Anti-Krisen-Instrument, teilte die EZB nach einer kurzfristig anberaumten Sondersitzung des EZB-Rates mit. In den vergangenen Tagen waren die Zinsen auf den Kapitalmärkten stark gestiegen, während sich die Stimmung auf den Aktienmärkten deutlich verschlechterte. Analysten nannten als Hauptgrund die straffere Geldpolitik der US-Notenbank Fed, aber auch die Aussicht auf Zinserhöhungen der EZB.

Um sicherzustellen, dass die gerade erst beschlossene Straffung der ultralockeren Geldpolitik hochverschuldete Euro-Staaten nicht über Gebühr belastet, will die EZB zudem Gelder aus auslaufenden Anleihen des Covid-Notkaufprogramms PEPP flexibel wieder investieren, sprich: vor allem Anleihen hoch verschuldeter Länder wie Italien kaufen.

Das könnte zum Beispiel Ländern wie Italien helfen, die Investoren inzwischen wieder deutlich höhere Zinsen für Staatsanleihen bieten müssen. Nach bisheriger Planung will die EZB Tilgungsbeträge der im Rahmen des PEPP-Programms erworbenen Wertpapiere mindestens bis Ende 2024 bei Fälligkeit wieder anlegen.

EZB sieht Pandemie als Grund für Probleme

„Die Pandemie hat dauerhafte Schwachstellen in der Wirtschaft des Euro-Währungsgebiets hinterlassen, die in der Tat zu einer ungleichmäßigen Übertragung der Normalisierung unserer Geldpolitik auf die einzelnen Länder beitragen“, erklärte die Notenbank am Mittwoch. Das „Funktionieren des geldpolitischen Transmissionsmechanismus“ sei „eine unabdingbare Voraussetzung dafür“, dass die EZB ihr Hauptziel stabiler Preise bei einer mittelfristigen Inflationsrate von zwei Prozent erfüllen könne.

Der EZB-Rat hatte bei seiner jüngsten regulären Sitzung am vergangenen Donnerstag angesichts der rekordhohen Teuerung nach langem Zögern den Ausstieg aus der seit Jahren ultralockeren Geldpolitik beschlossen: Die milliardenschweren Anleihenzukäufe werden zum 1. Juli beendet. Bei der nächsten regulären Sitzung des EZB-Rates am 21. Juli will die Notenbank die Leitzinsen erstmals seit elf Jahren wieder erhöhen, zunächst um jeweils 0,25 Prozentpunkte.

Zinsen drastisch gestiegen

In Italien kletterte in der Folge der Zins für zehnjährige Staatsanleihen wieder über die Marke von vier Prozent. Ende März lag er nur halb so hoch. Der Renditeabstand – der Spread – zwischen Staatsanleihen aus Deutschland und denen höher verschuldeter Euro-Länder, insbesondere Italiens, hat sich zuletzt ausgeweitet. Heißt: Für Länder wie Italien wird es teurer, sich frisches Geld zu besorgen. Das könnte für solche Staaten angesichts schon gewaltiger Schuldenberge zum Problem werden.

Reinvestment reicht wohl nicht

Ein Grund für die jüngste Entwicklung ist die Ankündigung der EZB, ihre Neukäufe von Staatsanleihen Anfang Juli einzustellen. Zwar will die EZB Gelder aus auslaufenden Wertpapieren für einen längeren Zeitraum wieder investieren. Aber mit dem Ende der Zukäufe greift die Notenbank den Staaten in deutlich geringerem Ausmaß als in den vergangenen Jahren über den Kauf von Anleihen unter die Arme.

„Die EZB hat heute bekräftigt, dass sie die Wiederanlage fällig werdender Anleihen nutzen will, um die Anleihen hoch verschuldeter Länder wie Italien zu stützen. Aber offensichtlich ist sich die EZB nicht sicher, ob das reicht“, analysierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Ein neues Hilfsprogramm könnte nach seiner Einschätzung auf Reformauflagen für die betroffenen Staaten verzichten, würde aber wohl Nettoanleihenkäufe vorsehen.

Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa bei der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS, meinte, allein die Ankündigung eines neuen Instruments sollte für eine gewisse Beruhigung auf den Märkten sorgen: „Insgesamt dürfte dies der EZB auch die Möglichkeit gegeben, die Leitzinsen schneller und aggressiver zu erhöhen.“

Ankündigung am Vortag

Schon das Bekanntwerden der Sondersitzung beflügelte Mittwochfrüh den Euro und sorgte für etwas Beruhigung auf den Aktienmärkten. Tags zuvor hatte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel in einer Rede bereits deutlich gemacht, dass die Notenbank einen ungeordneten Anstieg der Finanzierungskosten stärker verschuldeter Länder im Euro-Raum nicht hinnehmen wird: „Wir werden keine Veränderungen der Finanzierungsbedingungen dulden, die über die fundamentalen Faktoren hinausgehen und die Übertragung der Geldpolitik gefährden.“

Schnabel hatte in ihrer Rede betont, das Engagement für den Euro sei das Werkzeug der Notenbank gegen eine Fragmentierung im Währungsraum der 19 Länder: „Dieses Engagement hat keine Grenzen.“

red, ORF.at/Agenturen

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PRESSURE ON BONDS

ECB gives Italy a helping hand

The European Central Bank (ECB) wants to prevent a new crisis in the euro zone at an early stage and decided on new measures in a surprise meeting. This is intended to stop or at least slow down the sale of Italian government bonds in particular.

The central bank is accelerating work on a new anti-crisis instrument, the ECB announced after a special meeting of the Governing Council that was called at short notice. In the past few days, interest rates on the capital markets had risen sharply, while sentiment on the stock markets had deteriorated significantly. Analysts cited the US Federal Reserve’s tighter monetary policy as the main reason, but also the prospect of interest rate hikes by the ECB.

In order to ensure that the tightening of the ultra-loose monetary policy that has just been decided does not place an undue burden on highly indebted euro countries, the ECB also wants to flexibly reinvest funds from expiring bonds from the Covid emergency purchase program PEPP, i.e. primarily buy bonds from highly indebted countries such as Italy.

This could help countries like Italy, for example, which now have to offer investors significantly higher interest rates for government bonds. According to current planning, the ECB intends to reinvest the repayment amounts from the securities purchased under the PEPP program at least until the end of 2024 when they mature.

ECB sees pandemic as cause of problems

«The pandemic has left enduring vulnerabilities in the euro area economy, which are indeed contributing to an uneven transmission of our monetary policy normalization across countries,» the central bank said on Wednesday. The «functioning of the monetary policy transmission mechanism» is «an indispensable prerequisite» for the ECB to be able to fulfill its main goal of stable prices with a medium-term inflation rate of two percent.

At its most recent regular meeting last Thursday, the Governing Council decided, after much hesitation, to exit its ultra-loose monetary policy for years in view of the record high inflation: the multi-billion dollar bond purchases will end on July 1st. At the next regular meeting of the ECB Council on July 21, the central bank intends to raise key interest rates for the first time in eleven years, initially by 0.25 percentage points each time.

Interest rates have risen drastically

In Italy, the interest rate for ten-year government bonds climbed back above the four percent mark as a result. At the end of March it was only half as high. The yield gap – the spread – between government bonds from Germany and those from more heavily indebted euro countries, especially Italy, has widened recently. Means: For countries like Italy it will be more expensive to get fresh money. This could become a problem for such states in view of the already enormous mountains of debt.

Reinvestment is probably not enough

One reason for the latest development is the ECB’s announcement that it would stop buying new government bonds at the beginning of July. The ECB wants to reinvest funds from expiring securities for a longer period of time. But with the end of the purchases, the central bank is helping the states to a much lesser extent than in previous years by buying bonds.

“The ECB today reiterated that it intends to use maturing bond reinvestment to support the bonds of heavily indebted countries like Italy. But the ECB is obviously not sure whether that will be enough,” analyzed Commerzbank chief economist Jörg Krämer. In his estimation, a new aid program could do without reform requirements for the states concerned, but would probably provide for net bond purchases.

Ulrike Kastens, European economist at Deutsche Bank fund subsidiary DWS, said that the announcement of a new instrument alone should calm the markets to a certain extent: «Overall, this should also give the ECB the opportunity to raise key interest rates more quickly and aggressively .»

announcement the day before

Already the announcement of the special session boosted the euro on Wednesday morning and calmed the stock markets somewhat. The day before, ECB Executive Board member Isabel Schnabel had already made it clear in a speech that the central bank would not accept a disorderly increase in the financing costs of more heavily indebted countries in the euro area: «We will not tolerate any changes in financing conditions that go beyond the fundamental factors and jeopardize the transmission of monetary policy.”

In her speech, Schnabel emphasized that the commitment to the euro was the central bank’s tool against fragmentation in the currency area of ​​the 19 countries: «This commitment has no limits.»

red, ORF.at/ agencies

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